Samstag, 4. Oktober 2014

27.09.2014 Meisterschaft: Altdorf vs Ibach 3b

Lange musste sich die Weltbevölkerung auf diese Affiche gedulden. Länger als als die durchschnittliche Leidenszeit eines FC Sion Trainer hat es gedauert, bis sich die fussballverrückten Leute in Asien in munzige Beizen quetschten, um auf kleinen Monitoren auf das Spiel zu schielen, bis in Europa die Pubs leergesoffen wurden und bis in den beiden Amerikas die grossen Public-Viewing-Plätzen gefüllt werden konnten – aus rechtlichen Gründen verfügen die Kontinente Afrika und Australien über keine Lizenzen für die Liveübertragung der 3b-Titanen.

Nach zwei Jahren Unterbruch forderte der Hauptort im Kanton Uri den Hauptort im Sonnensystem: Ibach.

An einem herrlichen herbstlichen Samstagspätnachmittag präsentierte sich der Gastgeber von der besten Seite. Die Sonne zirkulierte über den Rasen, die Vögel zwitscherten „Eye of the Tiger“ von den Dächern und das Dorf verwandelte sich in ein Tollhaus.

Wohl zuviel des Guten für den Schiedsrichter. Der arme Tropf verwechselte wohl Altdorf mit Altendorf (SZ), anders kann die an den Tag gelegte Verspätung schlicht und ergreifend nicht erklärt werden.

Tief bewegt vom Anblick der stählernen Erscheinung der Gladiatoren, vergass der Referee prompt noch die Spielerkarten im Umkleideraum. Um kein Aufsehen zu erregen, wandelte der Protagonist im Schneckentempo zurück in die Kabine. Nach gut und gerne zwei Jahren Verspätung startete die Partie dann endlich. In den Strassen erzählte man sich, dass während der Wartezeit sieben grimmig in die Weltgeschichte blickende Kerle verdursteten.

Die Schlacht begann mit viel Einsatz und Leidenschaft. Sogar dem als Vogel verkleideten Mann hurend im mittelkleinen Vogelhäuschen war klar, dass nur die totale Bereitschaft zum Kampf mindestens einen Blumentopf zu gewinnen vermag. Nebenbei ging es noch um 3 Punkte. Den Sieg. Ehre. Stolz. Usw.

Teilweise überhart, schlecht getimed und ohne jegliches Schamgefühl führten die Urner die Zweikämpfe. Dass es sich um einen Spitzenkampf handelte, da beide bis dato tabellarisch überaus positive Werte erzielt hatten, war dennoch ersichtlich. Gute Passkombinationen, sehenswerte Aktionen und Tricks vermochten die Zuschauerschaft zu en­thu­si­as­mie­ren.

Ab und zu lag der Schiri mit seinen Entscheidungen so weit daneben, wie ein verirrter Norweger in Südafrika. Dass die überharte und unfaire Gangart nicht Ziel von Sanktionen wurde, entspannte die Situation wie ein Feuer in einem fliegenden Flugzeug.

Wer denn Bitteschön möchte sich kämpferisch mit Gladiatoren messen? Angeführt von den Löwen Malnati und Captain B-Dog von Rickenbach frassen sie jede ernstzunehmende Gefahr, mit einem Lächeln im Gesicht, auf.

Immer wieder wurde der Turbo von Bazel gesucht – die steilen, weiten, scharfen Bälle sollten vorerst noch nicht den angepeilten Erfolg bringen.

Nach einer gefühlten halben Stunde dann der lange kometenhafte Pass auf die Viper.  Der springende Verteidiger versuchte, die Kugel per Kopf zu klären. Tatsächlich überlistete er die Steuerbehörde und sich selbst, in dem er den Ball pfannenfertig Bazel vor die Füsse manövrierte.

Mit 60 km/h sprintete der Gladiator dem Torhüter entgegen. Dass bei dieser rasender Geschwindigkeit jeweils die Frisur sitzen bleibt, ist zumindest eine Randnotiz wert.
In den Strafraum eingedrungen, sich den Trötzeleien und Wirren* des Torwarts entgegengesetzt, die Position jenen analysiert und im Stile eines Wall Street Brokers eiskalt eingeschoben. 0-1!!

*Was zur Hölle soll denn das gewesen sein? Kurz vor dem Abschluss gab der Altdörfler ein Geräusch von sich, wie ein weibliches asiatisches Einhorn während der Brunftzeit. War es ein Schrei, ein Stöhnen, ein abverreckter Jutz? Womöglich ein Schrei nach Anerkennung oder nur der ulkigste, absurdeste, groteske, närrischste, hirnverbrannteste, unsinnigste, behämmerte, bekloppteste, beknackteste, läppischste, lausigste und schäbigste Laut aller Zeiten?

Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Gemüter lauwarm erhitzt.

Die Zweikämpfe wurden intensiver geführt, die Wörter ruppiger und die Nussgipfel trockener.
Kurz vor der Pause ereignete sich eine Gelegenheit, den Vorsprung auszubauen. Ecke von rechts, die Flanke fand am langen Pfosten unseren Mr Transfermarkt Malnati, der seinen Kopfball exzellent von der Linie gekratzt sah. Riesenparade .

Die Fehde in der ersten Halbzeit beinhaltete viel Einsatz, Leidenschaft und Gefühle. Mit viel Herz und Cleverness führten die Gäste verdient mit 0-1.

Kurz nach dem Wiederanpfiff ein erneuter Abschluss der Laufmaschine Bazel. Ein erstes Ausrufezeichen wurde mit dem Schuss über das Gehäuse gesetzt.

Das ständige Jammern, die redseligen Wettereien und das permanente Ausrufen wiederspiegelten eher das Leben in einer Kinderkrippe als auf einem Fussballfeld. Hey Schiri Mann, warum pfifsch so öpis nid ab mann?

Die Mannen von Schelbert kontrollierten das Spielgeschehen geschickt und konzentrierten sich mehrheitlich aufs Verwalten des Vorsprunges. Die Hotspots befanden sich im Mittelfeld, wo Kämpfe mit Schwert und Klinge verübt wurden. Dass solche Schlachten einen enormen Aufwand und Reserven an Kalorien und Kraft verprassten, mag im Volksmund bekannt sein, aber ein Besserwisser auf der Tribüne verneinte jene Tatsache – auf Anfrage entgegnete das Magazine Science ein klärendes, klares Ja.

Die Abnutzungserscheinungen wirkten sich auf die Qualität der Partie aus. Die Abschlussmöglichkeiten auf beiden Seiten schwanden.

Nach 65 Minuten starteten die Urner zur Attacke. Auf einmal wurden die Gastgeber stärker. Achermann wehrte sämtliche Abschlüsse, Schüsse aufs und neben das Tor mit einer Hand ab. Einmal fischte er eine Flanke mit bloss zwei Fingern vom Himmel.

Die Innenverteidigung mit Flavio von Rickenbach und Schuler warfen sich in jeden Schuss, entschieden alle Duelle für sich, gewannen einen Schönheits-Wettbewerb, eruierten den Verbleib von Atlantis und gaben der Mannschaft enorme Stabilität.

Die Erfolglosigkeit und die Angst, gegen die Titanen leer auszugehen, veranlasste die Heimmannschaft, vermehrt über die Mundhöhle den Erfolg anzustreben. Fussball war nur noch am Rande interessant. Viel mehr beschäftigte die Urner Bevölkerung Themen wie „Hey Schiri Mann und wie ich mich ordnungsgemäss in der Gesellschaft artikuliere“.

Der prächtige und stimmige Herbstabend, wie der Kick, neigten dem Ende entgegen. Die Sonne ging hinter dem Bergmassiv unter. Die Temperaturen fielen.

Die aufgerückte Hintermannschaft der zurückliegenden Equipe vermochte sich nicht in die Angriffe einzubinden. Den freigewordene Platz nutzen die 3b-Herren für ihr Konterspiel. Eine Viertelstunde vor Schluss prüfte B-Dog den Keeper. Parade.

Nur zwei Minuten später vernaschte B-Dog die halbe Hintermannschaft, umspielte die Gegner wie Slalomstangen und passte haargenau zu Bazel, der alleine ca. 9.59m vor dem Tor stand.  Das musste die Entscheidung bringen, grölten die, mittlerweile besoffenen, asiatischen, europäischen und amerikanischen Fans in ihren Kneipen, Beizen, Pubs und Strassen.

Der Schock! Bazel wird mit einem Mörderfoul von hinten niedergestreckt. Kein Pfiff, weiterspielen, entschied der Spielleiter. Skandalös! Erhebliche Proteste auf und neben dem Feld, Plünderungen in Venezuela und brennende Autos in Paris. Die logischste aller Erklärungen wurde dadurch gar offensichtlich: der Schiri war eine Illuminati-Marionette. Oder der südostasiatischen Wettmafia. Oder Sepp Blatter, wobei.. Pleonasmus.

Da die nördliche Erdhalbkugel noch mit demonstrieren und ausrufen beschäftigt war, ergriff Bazel die Gunst der Stunde und platzierte das runde Leder irgendwie in die rechte obere Torecke. GOAL 0-2!

Der genaue Ablauf kann an dieser Stelle nicht beschrieben werden. Ersatzweise drei Theorien:
A)     Aufgrund der haarsträubenden und unfassbaren Entscheidung eine Minute zuvor befanden sich Freund und Feind in einem Delirium und erstarrten zwischenzeitlich. Nur Bazel, resistent infolge eines geheimen Captain-Morgan-Experiments, schnappte sich die Kugel und netzte ein.
B)      Bazel beschleunigte auf Lichtgeschwindigkeit und deshalb waren die genauen Bewegungsabfolgen ungleich schwieriger mit dem menschlichen Auge zu erkennen.
C)      Ein fieses Schwergewicht platzierte sich wenige Sekunden zwischen Schreiberling und Platz und behinderte so seine Sicht.

Die wenigen Offensivaktionen der Urner deeskalierten die Ibächler mit viel Herzblut. Allen voran Schuler kämpfte wie ein genmanipulierter Grizzlybär und liess seine Gegner verzweifeln.  Ruhig, abgebrüht, zweikampfstark und intelligent.

Als letztes Mittel setzten die Altdörfler Schüsse aus der 4. und 5. Reihe ein. Die Gladiatoren liessen nichts mehr anbrennen und schaukelten den verdienten Sieg sicher nach Hause.

Fazit: Fussballspiele werden mit Toren und nicht mit Kasperlitheater gewonnen.

Endstand: 0-2

Tore: Bazel x2

Ibach: Achermann, Lüönd, F vR, Schuler, Malnati, Blunschy, B vR, Reichlin, S Betschart, D Betschart, Schnüriger, R vR, Bazel, Brogle, HP Kaiser

Samstag, 13. September 2014

Transferbombe!

Als das, innerhalb der UEFA für weite Teile relevante, Transferfenster am 1. September zugedroschen wurde, freuten sich die Engländer diebisch. Läppische 1,04 Milliarden € an Ausgaben zeichneten die 20 Teams zusammen aus.  Vor allem die Herren Di Maria, Diego Costa und Alexis Sanchez versetzten die Fans in Manchester und London in Ekstase.

Wem wird die Transfersiegerkrone aufgesetzt? Manchester United, die den Geldbeutel weiter öffneten als 60+ jährige Bünzlischweizer in Thailand? Oder jemand auf dem Kontinent, wie Real Madrid (Kroos, James) oder die Katalanen (James Bond Bösewicht und weisser-Hai-Stuntdouble Suarez)?

Die Antwort ist simpel und korrekt: weder noch.

Klangheimlich durften die 3b-Mannen den Titel um den Sommertransferknüller einheimsen. Mit Patrick Malnati liess nicht nur ein bis dato 1. Spieler seine Tinte auf dem Vertrag trocknen, sondern bereichert den Ludus von Remo Schelbert mit dem ersten Kicker, der offiziell von Transfermarkt.ch aufgelistet ist. V-Männer vermelden sogar eine nun gelöschte exorbitante Marktwertsumme, die bei der Hack-Attacke auf Kate Upton, Jennifer Lawrence usw. in einer nicht näher genannten iCloud neben ein paar Tittenbilder aufgeführt war.

Als Garant für dieses Transfermonster gilt der persönliche Manager von Patrick Malnati, der, aufgrund seiner Professionalität und Bescheidenheit an dieser Stelle nicht genannt werden möchte. Er will keinen Dank, sondern ier söllid gschiidr bi ihm ä laschtwage oder charre go chaufe… aber nachde chilbi!

Nach Insidern zufolge wurden die ersten Wechselgespräche bereits vor zwei Jahren auf Mallorca in einem dunklen Schuppen zur späten Stunde geführt. Dieses Gerücht ist bis jetzt noch nicht verifiziert.
Eine Prise Champions League weht von nun an durch die Trikots und Haare der Gladiatoren. Sportlich, wie ein Victorinox-Sackmesser, allzeit scharf und sieht immer rot resp. überall einsetzbar und evtl. als Aggressivleader unterwegs. Ähnlich, ja fast schon identisch mit der Episode "der verlorene Sohn kehrt zurück" aus dem allbekannten SciFi-Fantasy-Schinken "Die Bibel".

Weitere Verstärkungen sind Lukas Heinzer und Philipp Schuler. Beide kampferprobt in höheren Ligen und motiviert, mit den Titanen die nächste Stufe zu erreichen. Heinzer, Abwehrgott und Stilikone, verfügt über die Fähigkeit, 4 Kisten Bier synchron zu trinken.
Der Wirbelwind Schuler verliert nie seine Ruhe, nicht einmal geschenklos an Weihnachten und 2 Minuten vor Ende der Öffnungszeiten.


 Herzlich willkommen und auf viele spassige Stunden.

Sonntag, 10. August 2014

Harvest Journal 2014 als pdf

Heute gegen Mittag, als die Sonne meine Nase kitzelte und die gängigsten Körperfunktionen wieder zu funktionieren schienen, fühlte ich mich wie ein nach einem langjährigen Hyperschlaf und geschätzte 60 Jahre älter - allerdings zierte ein riesiges Grinsen mein Gesicht.

Das Harvest 2014 war wieder echt geil!!! Gutes Wetter, leckere Schnitzelbrote, kühles Bier, krankes und amüsantes Publikum und selbstverständlich verdammt starke Musik! Sogar Moshpits und Walls of Death durfte ich hautnah miterleben.

Danke an alle Metalheads, die Organisatoren und natürlich die Bands!

Anbei noch die drei Harvest Journals 2014 als pdf-Dateien.

Ausgabe 1 Freitag
Ausgabe 2 Samstag
Ausgabe 3 Samstag

Montag, 4. August 2014

Harvest 2014

Grösser, schneller, besser.. das neue Smartphone von Anbieter X wird bestimmt besser. Nur, wen zur Hölle interessiert das?

In weniger als 96 Stunden wir das Harvest 2014 in vollem Gang sein, unkontrollierte Bewegungen, übermässiger Bierkonsum und andere, nicht jugendfreie Dinge, bereits ausgelöst haben.

Ihr habt es erblickt, die Welt wird untergehen.

Wer jetzt nicht schlafen kann und die Zeit mit altem Käse überbrücken, die ersten beiden Harvest-Events Revue passieren oder die einzelnen Skandälchen nachlesen möchte, der greife zu den alten Journal-Ausgaben. Die exklusive und interne "Festivalzeitung" gibt's unten als .pdf zum Download.

Selbstverständlich werden wir auch wieder dieses Wochenende vor Ort anzutreffen sein (wahrscheinlich), jeden Selfie-Wunsch erfüllen (gelogen) und sogar weibliche Unterwäsche signieren (schön wärs).

Das Harvest Journal 2014 bald schon am Merch-Stand, Grill, Bartheke und wenig später als digitale Ausgabe im Net.

Journal 2012
Ausgabe 1 (coming soon)
Ausgabe 2

Journal 2013
Ausgabe 1
Ausgabe 2
Ausgabe 3

Montag, 14. Juli 2014

Die Europäer schlagen zurück

In der 113. Minute versetzte Mario Götze mit einem Geniestreich eine ganze Nation in Ekstase. Gleichzeitig liefen am Zuckerhut die letzten Minuten aus - die Weltmeisterschaft in Brasilien war bereits am Ende angelangt.

Nach etwa 32 umkämpften Tagen in und rund um Brasilien dreht sich die Erde endlich wieder um die eigene Achse, die Frauen gewinnen die Vorherrschaft in der Stube um die Fernbedingung zurück und schauen abends ihre Sendungen, die Männer duschen ausnahmsweise und auch sonst sucht der alltägliche Trott sämtliche Erdlinge erneut heim.

Ein erstes Fazit offenbart faszinierendes. Nachdem in der Vorrunde Tore im Sambatakt geschossen wurden, verstumpften die offensiven Waffen in der KO-Phase.

Kaum ein Individuum hatte vorausgeahnt, dass mit Italien, Spanien und Portugal gleich drei Schwergewichte auf der Matte blieben. Der Exploit von Costa Rica konnte auch nur mit exzessivem Alkoholkonsum und Optimismus vorausgesehen werden. Hat wer Drogen gesagt? Wie einst Rocky Balboa boxten sich die Zentralamerikaner furchtlos durch Mark und Bein der Gegner. Allgemein erhielten die Angsthasen-Teams ihre Quittung rasch und wurden brutal verprügelt, oder zumindest, nicht belohnt.

Wenn’s um die Wurst ging, stachen sich ab Achtelfinale alle Taktiker, Strategen und Medizinmänner aus aller Welt gegenseitig aus. Rasenschach deluxe!

Einerseits bestaunte der aufmerksame Zuschauer den schmelzenden Abstand zwischen der Weltelite und dem Rest. Im Jahr 2014 können die meisten WM-Teilnehmer tschutten. Physis, Einsatz, Kampf, Technik und ein wenig Taktikverständnis bringen fast alle mit.
Längstens herrscht im Fussballkönigreich keine Aristokratie mehr. Auch wenn momentan die Krone doch noch zwischen den üblichen Verdächtigen hin- und hergereicht wird.

Die nächste Revolution steht schon in den Startlöchern. Die nächste Revolte ist geplant, der nächste Putsch ziemlich, sehr ziemlich sicher.

Persönlich sammelte Brasilien viele Sympathiepunkte bei mir. Obwohl ich der Heimmannschaft den WM-Titel nicht zugetraut hatte, überraschte sie mich mit tollen Partien gegen Chile und Kolumbien. Sämtliche Brasilianer, von Spieler, Trainer, Platzwart, WC-Reiniger, Zuschauer, Fan über Samba-Tänzerinnen, die vor allem, und sogar Jo zeigten Herzblut, Leidenschaft, Freude, Kummer, Tränen und jegliche Achterbahnritte der Gefühle. Sympathisch! An dieser Stelle trauert die Lustoase in Ibach mit allen erwachsenen Brasilianerinnen mit. Bis Ende Monat werden allen Trost, Massagen und andere Arten der Verwöhnung gespendet.

Leider überschatteten zehn grauenvolle Minuten die heimische Party, sodass die letzten beiden Begegnungen nicht nur zu hoch, sondern auch unverdient klar resp. zu schonungslos ausgefallen sind. Die Chilbi an der Copacabana wandelte sich zu einem Trauerspiel von Miesepetern.

Auf die einzelnen Fehler und Gründe, Aussichten und wie die Zukunft von Brasilien wieder positiv gestaltet werden kann, gehe ich nicht ein – oder nur gegen Geld. Die Megapron-Anleitung „Wie baue ich ein Imperium“, gibt’s gegen eine kleine Vergütung.

Auch die schweizer Nationalmannschaft schaffte es irgendwie wieder, die Massen begeistert resp. gequält vor die Bildschirme zu zwingen. Am Ende hatte man alles in Allem etwa 200 Minuten spannende Unterhaltung generiert, aber rausgekommen ist halt, wie üblich, nichts Spezielles.
Deutschland hat die Fussball-Bastion-Südamerika erfolgreich eingenommen und gestürzt. Trotz Fluch, trotz Voodoo, trotz leichtbekleideten Damen auf den Rängen. Zum ersten Mal sind europäische Kicker nicht nur als Touristen in den Süden von Lateinamerika gereist.
Obwohl keine Mannschaft unwiderstehlich und fehlerlos die Fussballbühne betrat und durchs Band das Plenum zu unterhalten verstand, geht der Titelgewinn für die Germanen sicherlich in Ordnung. Die Rebellion der Algerier brachte den Titan ins Wanken - am Ende gewann aber Deutschland. Gegen eine "grande nation" in Form präsentierten sich die Jungs von Jogi Löw sehr präsent und schaukelten den Sieg im Endeffekt ohne Probleme in die Hotelkatakomben. Das Halbfinale gegen Brasilien ist Geschichte.

Argentinien hingegen, welches zum ersten Mal seit Entdeckung der Pyramiden von Gizeh als Einheit funktionierte, verursachte in diversen Haushalten Augenkrebs und verbreiteten Depressionen. Ein südamerikanisches Chelsea braucht die Welt nun sicher nicht - genau so wenig wie ein weiteres Justin Bieber Album.

Fazit: Starke WM-Gruppenphase mit vielen Überraschungen.

Mittwoch, 9. Juli 2014

there were ten german bombers in the air....

Was soll man sagen?
Krasse Angelegenheit gestern. Leider musste in der Pause der TV ausgeschaltet werden, es war schlicht nicht mehr zu ertragen. Nicht aus Hass oder Wut, sondern aus Mitleid und Fassungslosigkeit. Nie und nimmer wurde ein solcher Spielverlauf erwartet.
Analysieren will und kann ich nicht, das wurde genug gemacht.

Allgemein kann gesagt werden, Deutschland hat hoch verdient gewonnen. Brasilien war total unkonzentriert und hat nach dem 1-0 bereits versucht mit 18 Stürmern zu spielen, ohne dabei zu merken, dass die Deutschen relativ gut Fussballspielen können. Ja, auch nach dem 2,3 und 4-0 wurde dies noch vergessen. Komplett die Grundordnung verloren. Ja gut, was soll's.

Der Platz gebührt den Deutschen heute, ganz starker Auftritt. Feines Kombinationsspiel und ein ewiger Torhunger zeichneten sie aus. Nebenbei ein bombige Effizienz.. sauberer Auftritt.

Brasilien hat eine halbe Woche von Neymar und Thiago Silva gesprochen, besser wäre die Konzentration bei sich selber und den restlichen Spielern gewesen. Die Aktion mit dem Shirt bei der Hymne war süss und originell, wirkt aber nach einer solchen Niederlage sehr deplatziert und fraglich.

Somit hat Brasilien eine grosse Lektion gelernt und mag dies hoffentlich irgendwie und irgendwann verdauen. Die Spieler tu'n mir äusserst leid. Sie mussten den Titel holen und haben ihn nicht. Tja, nun gilt halt wieder die Arbeitslosigkeit und die Missstimmung im Land. Wer wird wohl Schuld daran sein? Natürlich - Fred und Co. so etwas haben sie nicht verdient.

Ich freue mich auf eine Selecao mit freiem Kopf in den nächsten Jahren. Bald ist wieder Copa America, diese findet in Chile statt. Tut eventuell mal gut aus dem Wohnzimmer zu gelangen und (wenigstens ein bisschen) freier aufzuspielen.

Viel Spass beim Spiel Holland - Argentinien, wetten würde ich da nichts. Gewinnen können beide, ein 7-1 wird es aber nicht mehr geben, das bleibt wohl einzigartig.


Montag, 7. Juli 2014

call it magic

Servus liebe Leser!

Die Schreiberling-Gruppe vermehrt sich. Megapron himself hat mich auf Wunsch ebenfalls in den journalistischen Olymp hochgezogen. Ich darf allen Ernstes im legendären Vollpenalty-Blog schreiben. Herzlichen Dank für die Ehre!

Mein heutiger Beitrag handelt ausnahmsweise nicht von der Radball-WM 2012 als die Schweiz Österreich aus der 50'000 Zuschauer fassenden Arena fegte. Nein, sondern vom aktuellen Kick-Turnier in Brasilien.
Brasilien; wer mich kennt, der weiss, dass ich das Land mag. Der Fussball, die Spieler, die Leidenschaft, nur schon die Trikot-Farben. Ein Land, dass (wie viele Länder in Südamerika) praktisch nur vom Fussball lebt. Bei jedem Länderspiel der eigenen Nationalmannschaft wird im ganzen Land nicht gearbeitet, also jetzt nicht im übertragenen Sinn, sondern es wird wirklich nicht gearbeitet. Es wird bei jedem Spiel ein Nationalfeiertag ausgerufen, welcher alle von der Arbeit befreit. Oder wer nur einmal die Nationalhymne gesehen hat, muss eine Gänsehaut verspürt haben.
Dies und weitere kleine Details, machen dieses Land zu einem unglaublich ballverliebten Haufen.

Das es gleichermassen auch sehr kritische Töne zur Selecao gibt, ist üblich. Oder zumindest in den letzten Weltmeisterschaften modisch geworden.
Als chronischer Brasilien Liebhaber und Betrachter kommt man oft in Berührung mit Lob und Kritik an den Kanarienvögeln.

Zurzeit, WM 2014, herrscht wieder einmal ein ausgeprägtes schweizer-bäurisches Meinungsbild zur brasilianischen Nati. Einige Auszüge aus den letzten 2 SVP-GV's und 15 Schwingfesten

"D'Brasilianer überzüged überhaupt nid"
"Die WM spieleds voll nümme wie früener"
"Brasilie hed gar kei Zauber meh wie früener"
"Die fouled ja meh, als, dass öpis zeiged"

Nun gut, wie soll man solche Sätze zerlegen? Oder wie soll man da etwas dagegen unternehmen? Normalerweise wird das so in den Medien (allen voran im unglaublich wissensstarken WM-Studio auf SF) vorgekaut, um dies dann als lockerer Brei weiterzuerzählen.
Doch bleiben wir mal auf der sachlichen Ebene, oder sind wir das schon? Ich probiere mal meine Meinung/Seite mitzuteilen, mal schauen was sich ergibt.

Fangen wir mal beim 1. Satz an. "überzeugen"
Was für ein tolles Wort im Sport. Wer (wie ich) den FCZ nebst Brasilien mag, weiss, dass der FCZ grundsätzlich genau eine Mannschaft ist, die nie überzeugt. Überzeugen heisst, wenn man 90 Minuten lang den Ball in den Füssen hat, der Gegner nie auf's Tor schiesst, mindestens 8-0 gewinnt und dabei dem Zuschauer alles bietet, von Tricks, schmunzelnden Sequenzen, Emotionen, Leidenschaft, ein Matchticket und das unterschriebene Trikot. Richtig, es geht eigentlich nie.

Doch was das Spannende am "überzeugen" ist, ist die Vergesslichkeit dahinter. Wer denkt heute noch, dass der FC Basel die letzten 2-3 Jahre nie überzeugen konnte während der Saison? Oder wie war das genau? Unter Murat wurde äusserst defensiv (eigentlich langweilig) gespielt und auch ab und an kritisiert. Artikel und Zitate dazu zu suchen, lässt meine Zeit nicht zu. Aber von Schlafwagen-Fussball war sicher mal die Rede. Sobald dann der Titel da ist (oder ein Europaleague-Halbfinal) ist das dann schon in Ordnung und der Versicherungsbeamte aus dem Aargau, welcher am Wochenende entweder fischen oder rollerbladen geht, ist zufrieden.
Bei Brasilien ist die Erwartungshaltung natürlich noch viel höher. Eigentlich müsste der Gegner 40 Tunnels kassieren, dann wäre das ok. Nebst dem müsste aber mindestens ein Ergebnis von 8 zu 6 ran. Dann bleibts ja bis zum Schluss spannend, damit wir zu Hause auch 90 Minuten wach bleiben, auch wenn Säschel oder Dani am reden sind. So ich verliere mich, zurück zu Lück.

Wenn jemand der grossen Experten eine Mannschaft zeigen kann, die an dieser WM überzeugt hat, dann bitte her damit. Achtung! Die Mannschaft muss noch im Turnier sein, Richtig. Da sind wir beim heiklen Punkt angelagt.

Kurz:
Brasilien ganz früher: Zauber und Sieg

Brasilien früher: Zauber und Niederlage, dafür aber Schulterklopfer der Gegener (schön sinder cho)

Brasilien 1994: das letzte Mal Zauber und Sieg, schlussendlich mit einer grossen Portion Glück (alle KO-Spiele mit 1 Tor Unterschied gewonnen, und im Finale half Baggio kräftig mit).

Brasilien 1998: Zauber und Niederlage, der Fussball fing an sich zu entwickeln, das ist ab den WM's gut erkennbar. Auch Länder wie Türkei, Südkorea und Kroatien können inzwischen weit nach vorne stossen.

Brasilien 2002: Zauber und Sieg, würden die meisten sagen. Päh! Nix da, auch hier waren knappe Spiele dabei. Und bitte gebt euch die Aufstellung von damals. Klar sind da Namen wie Ronaldo, Ronaldinho und Rivaldo. Aber da waren eben auch Gilberto Silva, Roque und Skischuh-Lucio. Also auch damals hat man mal zünftig einen von den Beinen gehol(z)t.

Brasilien 2006: Tja was soll man sagen.. Fragt mal den damaligen Trainer Parreira wen er noch mitnehmen würde.. Zauber wollte man bieten, das Ende war ein Desaster.

Brasilien 2010: Dunga als Trainer, "der Deutsche", reine Disziplin auf dem Feld. Kaum Platz für Show, Tricks oder dergleichen. Das Konzept ging auf, bis Holland "uns" rauskegelte, ein schlechter Tag war das.

So, und nun die Heim-WM. Zauber? Ja, aber bitte im Mass! Lieber ein 2-1 gegen Kolumbien als eine 6-5 Niederlage. Klar würde das der Neutrale lieber sehen, Brasilien hat grundsätzlich neben dem Gewinnen die Aufgabe, alle Menschen auf der Welt zu entzücken. Verlieren können sie, ist ja Wurst.
Ja klar dürfen sie verlieren, das Problem ist, wenn 200 Milionen den Titel fordern. Das kommt zum einen von der Favoritenrolle, der Heim-WM und vor allem von dünnschissmässigen Aussagen Pele's usw. "Der Titel ist Pflicht". Super! Tolle Ausgangslage. Gewinnen sie, naja, hat eh jeder gewusst. Verlieren sie, stürzt das Land in eine Tristesse. Aber Zaubern sollten sie eben doch, ansonsten.. äch, ich lahs.

Darum wird jeder Ballgewinn gefeiert, darum wird jeder Ball der aus der Gefahrezone geschwartet wird gefeiert. Ja richtig lieber Ratinho im SF-Studio. "ischhh kanne nit verstehen, wie als eine Profi man kann so spielen mit de Ball". Na wenn das so ist, möchte ich dich mal an dieser WM spielen sehen, ja da wird auch gepfiffen gegen die eigenen Leute, nämlich dann, wenn kein Einsatz und keine Intelligenz im Spiel vorhanden ist.
So, langsam brennt die Tastatur und ich möchte auch keine Tirade verfassen. Ich möchte einfach ein bisschen den weitsichtigeren Blick fördern. Ja, auch ich nerve mich ab und an über das graue Spiel (zB gegen Mexico). Aber schlussendlich geht ums gewinnen. Auch wenn einige möchten, dass Brasilien unter dem Motto "Dabei sein ist alles" aufspielt und die Fussballherzen zum glühen bringt.

Auch was morgen kommen mag gegen die Schwaben, zufrieden sein kann man jetzt schon. Ja, zufrieden. Mehr aber auch noch nicht. Teams wie Kroatien, Mexico, Chile und Kolumbien sind höchst unangenehme Gegner, gegen die man gut verlieren kann, deshalb die Zufriedenheit.

Und ja, der Ausfall von Neymar ist brutal, macht die Brasilianer nun aber deutlich unberechenbarer. Ob nun positiv oder negativ, man wird es sehen.

Also, macht's gut und bis bald!

Und eben, falls morgen mal ein Trickli aus den Füssen von Oscar und co. entspringt, call it magic!
Euer Lucio